Was kann die Psyche stärken?

Ob jemand an einer psychischen Erkrankung leidet oder leiden wird, lässt sich bei keinem Menschen der Welt genau vorhersagen. Und niemand kann etwas dafür, wenn sie oder er erkrankt, egal ob physisch – also körperlich – oder psychisch. Trotzdem gibt es viele Möglichkeiten, wie wir dafür sorgen können, dass wir bestmöglich auf Belastungen vorbereitet sind und im Ernstfall erkennen, wann wir besonders viel Rücksicht auf uns oder unsere Mitmenschen nehmen müssen.
Was jedem Menschen hilft, ist eine stabile Basis – und das kann für jede und jeden etwas anderes bedeuten. Für viele ist es besonders wichtig, ein sicheres Zuhause zu haben, für andere, einen geregelten Alltag oder besonders vertrauensvolle Beziehungen zu führen. Was es auch ist, was dir ein Gefühl von Sicherheit gibt: Es hilft in belastenden Situationen sehr, sich auf diese Sicherheit stützen zu können.
Es gibt aber noch etwas, das dich darauf vorbereiten kann, mit den stressigen, schwierigen oder überfordernden Dingen, die uns allen mal begegnen, besser umzugehen: Deine Resilienz.

Unsere persönliche Widerstandskraft – die Resilienz

Ob uns eine Sache belastet oder nicht – und wann sie zu einer Überlastung führt –, hängt stark von unserer persönlichen Widerstandskraft ab. Diese Widerstandskraft nennt man auch Resilienz, und Menschen, die eine große persönliche Widerstandskraft haben, sind resilient.
Wie stark deine Widerstandskraft ist, hängt von vielen Faktoren ab. Außerdem kannst du sie stärken, damit du in Zukunft weniger anfällig für das bist, was deiner psychischen Gesundheit schaden kann.
Wir haben keinen Einfluss darauf, wie sehr unsere Resilienz in unserer Vergangenheit gefördert wurde. Aber wir können unsere Resilienz für die Zukunft stärken und auch unseren Freundinnen und Freunden sowie unseren Familienmitgliedern dabei helfen, ihre persönliche Widerstandskraft zu stärken.

Die folgenden Tipps können dabei helfen, mit zukünftigen Belastungen besser umzugehen – das bedeutet aber nicht, dass Menschen, die bereits an einer psychischen Erkrankung leiden, einfach nur diese Tipps hätten befolgen müssen. Eine starke Widerstandskraft kann nicht vor allen psychischen Schwierigkeiten oder Erkrankungen schützen – aber sie sorgt dafür, dass die Grenze, ab der wir mit den Belastungen nicht mehr umgehen können, später erreicht wird, und auch, dass wir uns schneller wieder von Belastungen erholen und nach vorne schauen können. Wie wir schon erklärt haben, spielen viele persönliche Umstände eine Rolle für unsere psychische Gesundheit – und die Stärkung der Resilienz ist eine wichtige Grundlage für uns alle, damit wir uns und unserer Psyche genug Aufmerksamkeit widmen und richtig mit den Warnsignalen umgehen können.

Wie du deine Resilienz stärken kannst:

  • Umgib dich mit Menschen, die du magst und die dir gut tun:
    Ihr könnt euch gegenseitig inspirieren, unterstützen und gemeinsam schöne Momente erleben. Triff dich mit Menschen, die ähnliche Interessen haben wie du. Gemeinsam kann man viel erreichen – und dadurch könnt ihr zusammen die Dinge angehen, die ihr verändern wollt.
  • Gib deinem Tag eine Struktur: 
    Manche von uns können „in den Tag hinein leben“, aber den meisten von uns tut es gut, im Alltag einer gewissen Struktur folgen zu können. Das ist besonders wichtig, wenn du Probleme mit deinem Schlaf hast oder du dir mehr Halt wünschst. Wenn du zum Beginn des Tages planst, was du schaffen möchtest und wann Zeit für die schönen Dinge ist, dann fällt es dir leichter, deine Aufgaben zu erledigen und dabei deine Freizeit nicht zu vergessen. Wichtig ist, dass du dir dabei Ziele setzt, die realistisch sind – sonst überforderst du dich selbst.
  • Gönn dir Zeit für dich selbst:
    Das klingt selbstverständlich, ist es aber für viele von uns nicht. Wenn du deinen Tag planst, teile dir ganz bewusst Zeitabschnitte ein, in denen du nur das tust, was du möchtest und was dir gut tut. Dass du für Andere da bist, ist toll! Aber wenn du immer nur für Andere da bist und nie für dich, dann wird es dir auf Dauer schlechter gehen – und davon hat niemand was.
  • Belohne dich für jeden noch so kleinen Erfolg:
    Oft loben oder bewundern wir unsere Freundinnen und Freunde, wenn sie etwas erreicht haben – vergessen aber, dass auch wir dieses Lob von uns selbst verdient haben, wenn wir etwas erreicht haben. Stell dir vor, du wärst eine Freundin oder ein Freund von dir: Was würdest du ihr oder ihm sagen? Würdest du ihnen eine kleine Freude bereiten wollen? Dann richte diese Anerkennung und Belohnung auch mal auf dich selbst!
  • Nimm die Dinge, die dich belasten, ernst:
    Wenn du eine Veränderung in deinen Gefühlen oder deinem Verhalten bemerkst, dann nimm sie nicht als Kleinigkeit hin, sondern gehe ihr auf den Grund. Umsorge dich selbst und sprich mit jemandem darüber, was dich belastet. Wenn du mit niemandem, den du kennst, darüber sprechen möchtest, dann gibt es viele Anlaufstellen, bei denen du mit professionell ausgebildeten Personen über deine Sorgen sprechen kannst – anonym
  • Achte darauf, dass du gut und ausreichend schläfst:
    Wie viel Schlaf genug ist, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Auch zu viel Schlaf ist nicht gut für uns. Wichtig ist, dass du dich morgens erholt und ausgeschlafen fühlst, aber dich nicht im Bett verkriechst, obwohl du eigentlich schon genug geschlafen hast.
  • Komm in Bewegung:
    Ja, wir alle haben diesen Tipp bestimmt schon oft gehört. Trotzdem ist etwas dran: Du musst nicht täglich Sport treiben, aber selbst ein kleiner Spaziergang kann dafür sorgen, dass du dich wohler fühlst, denn wenn wir uns bewegen, werden Glückshormone ausgeschüttet. Es tut unserem Körper nicht gut, den ganzen Tag zu sitzen oder zu liegen. Rückenschmerzen oder Trägheit haben wir bestimmt alle schon mal nach einem Tag am Schreibtisch erlebt. Plane bewusst eine Aktivität, die dich in Bewegung bringt, oder verlege Dinge, die dir Spaß machen, nach draußen: Triff Freundinnen und Freunde draußen, spielt ein Spiel oder esst euer Mittagessen auf der Parkbank. Du wirst merken: Die Kombination aus Bewegung und frischer Luft kann nur gut tun.
  • Ernähre dich ausgewogen und trinke genug Wasser:
    Was wir essen, hat großen Einfluss auf unseren Stoffwechsel. Der ist dafür verantwortlich, welche Hormone ausgeschüttet werden, wie viel Energie wir zur Verfügung haben und wie unser körperliches Wohlempfinden ist – also Dinge, die unsere Psyche tagtäglich beeinflussen. Das bedeutet nicht, dass du deine Ernährung nach einer speziellen Methode umstellen musst, aber vielleicht fällt dir ja auf, nach welchem Essen es dir gut geht und nach welchem nicht. Vielleicht wird dir auch bewusst, worauf du oft Heißhunger hast: Das kann ein Zeichen von deinem Körper sein, dass dir bestimmte Nährstoffe fehlen. Finde für dich selbst heraus, was gutes Essen für dich ist, und schau dabei vielleicht ab und zu mal auf die Nährwerte, die dir Lebensmittel liefern – dann findest du deine persönliche Ausgewogenheit.
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