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Häufig gestellte Fragen
Es gibt keine blöden Fragen… stimmt! Besonders wenn es darum geht, eine Frage zum Thema psychische Gesundheit zu stellen, sollten wir niemals Hemmungen haben. Denn wir alle ticken unterschiedlich, haben eigene Erfahrungen gemacht und beschäftigen uns mit Dingen, die für uns persönlich wichtig sind.
Hier findest du Antworten auf Fragen, die häufig zum Thema psychische Gesundheit gestellt werden. Vielleicht merkst du ja: Unsicherheiten, Befürchtungen oder Fragen aus Interesse sind ganz normal – und die Antworten oft ganz einfach.
Was beschäftigt dich?
Denken wir mal über den Begriff „verrückt“ nach: Wenn eine Sache, zum Beispiel ein Tisch, immer an der gleichen Stelle steht, aber eines Tages ein bisschen zur Seite geschoben wird, dann wurde er „verrückt“. Er steht nicht mehr dort, wo er bisher immer stand. Ein Mensch, der „verrückt“ ist, benimmt sich vielleicht nicht mehr so, wie wir es gewohnt sind, oder ist plötzlich von ganz anderen Dingen als bisher überzeugt. Viele Menschen mit psychischen Erkrankungen würden bestimmt sagen, dass diese Metapher gut dazu passt, wie sie sich fühlen. Aber das Wort „verrückt“ hat in der deutschen Sprache einen sehr boshaften Beigeschmack. Es wird benutzt, um Menschen zu beschreiben, die nicht normal wirken – meistens wie ein Schimpfwort. Das gilt auch für das Wort „irre“.
Fassen wir also zusammen: Du darfst dich selbst und Gegenstände nennen, wie du möchtest. Aber weder dich selbst noch andere Menschen solltest du „verrückt“ nennen – denn der Begriff kann sehr beleidigend und verletzend wirken.
Und abgesehen von der Sprache – für dein Gefühl? Du bist nicht verrückt, irre oder unzurechnungsfähig, wenn du psychisch erkrankt bist. Du weißt am besten, wie du dich fühlst. Und wenn du möchtest, dass deine Freundinnen und Freunde die richtigen Worte dafür kennen, kannst du mit ihnen sprechen oder zusammen mit ihnen recherchieren.
Viele Menschen auf der Welt müssen schlimme Dinge durchmachen, und wenn du dich ein wenig umschaust oder Nachrichten liest, findest du bestimmt schnell Menschen, denen es – von deiner Sicht aus betrachtet – noch schlechter geht als dir. Bei deiner psychischen Gesundheit geht es allerdings um dich und darum, wie zufrieden du durch deinen Alltag gehen kannst. Ein Vergleich mit anderen Menschen ist dabei genauso unnötig wie die Frage, ab wann man sich schlecht fühlen „darf“. So klein dir die Dinge oder Symptome, die dich belasten, auch vorkommen: Wenn sie dich belasten, dann bist du es wert zu lernen, wie du am besten mit ihnen umgehst.
Bei manchen Menschen sind besonders belastende Ereignisse der Auslöser für eine psychische Erkrankung. Bei anderen kommt die Erkrankung aber auch schleichend oder „wie aus dem Nichts“. Deswegen ist es erstmal unwichtig, warum eine psychische Erkrankung bei dir auftaucht oder zurückkommt – darüber können sich du und deine Therapeutin oder dein Therapeut später unterhalten. Wichtig ist erstmal, dass du dir selbst hilfst und dir helfen lässt.
Manche Menschen denken bei psychischen Erkrankungen direkt an die „Mid-Life-Crisis“ oder finden, als junger Mensch könne man gar nicht so viele Sorgen haben, dass eine psychische Erkrankung berechtigt wäre. Das ist aber falsch. Denn jede und jeder von uns nimmt die täglichen Eindrücke – positive und negative – auf ganz individuelle Art und Weise wahr und geht mit schwierigen Situationen anders um. Dementsprechend sind wir alle unterschiedlich stark anfällig für Dinge, die uns zur Last fallen. Dem einen wächst der Schulstress über den Kopf, die andere wird ihre Traurigkeit über ein Ereignis aus den Nachrichten nicht los. Es ist egal, wie klein und unwichtig uns das, was uns selbst oder jemand anderen belastet, vorkommt: Wichtig ist, wie wir uns fühlen. Und wenn es dir nicht gut geht, dann ist es toll, wenn du darüber sprechen möchtest und dafür sorgst, dass es dir wieder besser gehen kann.
Außerdem hängt eine psychische Erkrankung stark mit physischen, also körperlichen Abläufen zusammen – und die können in jedem Alter durcheinandergeraten. Wenn ein fünfjähriges Kind Kopfschmerzen hat, sagt ja auch niemand: „Du bist noch viel zu jung für Kopfschmerzen!“ Was genau im Körper passiert, wenn man psychisch erkrankt, erfährst du hier.
Psychische Erkrankungen werden von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich wahrgenommen, erlebt und nach außen getragen. Für manche Menschen rückt die Erkrankung in den Mittelpunkt des Alltags, bei anderen schleicht sie sich langsam ein. Manche ignorieren sie, andere stecken direkt all ihre Kraft in eine Therapie. Manche Menschen möchten mit ihrer psychischen Erkrankung erst mal alleine zurechtkommen, andere wissen, dass es ihnen gut tut, wenn sie mit der Familie oder Freundinnen und Freunden darüber sprechen, wie es ihnen geht. Psychische Erkrankungen können zwar dafür sorgen, dass man sich zeitweise nicht mehr fühlt oder benimmt „wie man selbst“ – trotzdem ist weiterhin jeder Mensch eine individuelle Person mit einer Vergangenheit, Träumen, Ängsten und allem, was uns ausmacht.
Alles, was du mit deiner Therapeutin oder deinem Therapeuten besprichst, bleibt unter euch. Therapeutinnen und Therapeuten unterliegen nämlich der ärztlichen Schweigepflicht. Das bedeutet, dass sie mit niemandem darüber sprechen dürfen und werden, was du ihnen erzählst.
Wenn aber die Situation eintritt, dass du eine Gefahr für dich selbst oder andere darstellst, dann muss die Therapeutin oder der Therapeut handeln – etwa deine Vertrauensperson kontaktieren oder andere professionelle Personen einbeziehen. In diesem Fall ist sie also für kurze Zeit von der Schweigepflicht befreit.
Eine Therapie wird – wenn sie ein paar Voraussetzungen erfüllt – von der Krankenversicherung bezahlt. Diese haben wir Schritt für Schritt hier zusammengefasst.
Grundsätzlich kannst du dir aber sicher sein, dass dir geholfen wird und du dafür nichts bezahlen musst.
Für eine gute Behandlung ist es wichtig, dass sich die Therapeutin oder der Therapeut ein Bild von der Gesundheit und auch von dem sozialen Umfeld einer betroffenen Person macht. Dass dabei nach der Familie gefragt wird, hat mehrere wichtige Gründe:
- Bei der Planung einer Therapie ist es wichtig zu wissen, wer mitmachen kann: Familienmitglieder können – wenn die betroffene Person das auch möchte – informiert werden, an bestimmten Sitzungen teilnehmen und sie im Alltag unterstützen.
- Beim Herausfinden, mit welcher Krankheit genau man es zu tun hat – also bei der Diagnose –, kann es hilfreich sein zu wissen, welche Erkrankungen in der Familie bereits aufgetreten sind.
- Konflikte, Missverständnisse oder Spannungen zwischen Menschen, die sich nahestehen, können eine sehr große psychische Belastung sein. Deswegen ist es wichtig, dass die Therapeutin oder der Therapeut nicht nur ein Bild von den Gedanken und Gefühlen der betroffenen Person bekommt, sondern auch mögliche Ursachen im Zusammenleben mit nahestehenden Personen berücksichtigt.
Eine Therapie zu beginnen, ist ein sehr mutiger und selbstbewusster Schritt von dir! Du kümmerst dich um dich und darum, dass es dir in Zukunft wieder besser geht. Eine Therapie wird keine negativen Auswirkungen auf Schule, Ausbildung oder Beruf haben – im Gegenteil: Sie unterstützt dich dabei, deinen Alltag so gut wie möglich zu meistern. Weder Lehrerinnen und Lehrer noch Arbeitgeber werden erfahren, dass du in eine Therapie machst.
Wenn du in eine stationäre oder teilstationäre Behandlung kommst, also einen großen Teil deines Alltags im therapeutischen Umfeld verbringst, dann kann es natürlich sein, dass du für diese Zeit krankgeschrieben bist. Das ist aber nur der Fall, wenn es wirklich wichtig für eine schnelle Besserung deiner Symptome ist oder du im Alltag nicht zurechtkommst. Aber auch dann hat dein Ausfall keine anderen Auswirkungen auf deinen Beruf, als es ein Krankenschein wegen eines gebrochenen Beins hätte.
Bei manchen Arten der Therapie gehen die Therapeutinnen und Therapeuten so vor, dass sie zuerst die erkrankte Person erzählen lassen, ohne sie zu unterbrechen oder auf das, was sie erzählt, zu reagieren. Dadurch kannst du dir beim Erzählen Zeit lassen, auch mal eine längere Pause beim Sprechen machen, und wirst nicht von der Reaktion der Therapeutin oder des Therapeuten beeinflusst. Sie hören dir zu, ohne dich oder das, was zu sagst, zu bewerten.
Vielleicht empfindest du die Stille aber auch als sehr unangenehm. Das ist ganz normal, denn wir alle sind es gewohnt, dass Freundinnen und Freunde, aber auch fremde Menschen auf das reagieren, was wir sagen. Wenn jemand nicht reagiert, dann bekommen wir das unangenehme Gefühl, ignoriert zu werden. Dieses Gefühl wird bestimmt von Sitzung zu Sitzung weniger – denn auf keinen Fall möchte dich deine Therapeutin oder dein Therapeut ignorieren oder ist böse auf dich, sondern nutzt diese Stille dafür, dass du dir selbst mehr Zeit zum Sprechen gibst und dir auch selbst besser zuhörst.
Leider gibt es zum Thema psychische Gesundheit und Krankheit viele Informationen im Netz, die falsch sind, die eine verschlimmernde Wirkung haben oder Vorurteile verstärken. Deswegen ist es wichtig, dass du Informationen auf Webseiten suchst, die von professionellen Personen gemacht wurden, und besonders in den Sozialen Medien hinterfragst, ob das, was du gerade siehst oder liest, wirklich sehen und lesen möchtest. Eine vertrauensvolle Website hat ein „Über uns“ oder Impressum, wo du schnell erkennen kannst, von wem die Informationen stammen. Auf ihr wird dir keine Werbung angezeigt und auch keine Inhalte mit triggernder Wirkung – also etwas, was du nicht sehen möchtest und was deine Symptome und deine Stimmung noch verschlimmert.
Wenn du lieber persönlich informiert und beraten werden möchtest, kannst du auch direkt Kontakt zu einer Anlaufstelle aufnehmen. Natürlich hoffen wir auch, dass dir unsere Website schon viele Fragen beantworten kann!
Viele Anlaufstellen sprechen im ersten Moment deutsch mit dir, aber viele bieten Beratungen, Therapien oder Treffen in vielen Sprachen an. Du kannst dich auf der Website einer Anlaufstelle darüber informieren, in welchen Sprachen Hilfe angeboten wird, oder bei der ersten Kontaktaufnahme danach fragen.
Wenn eine professionell ausgebildete Person selbst nicht deine Sprache spricht, gibt es oft die Möglichkeit, euch Unterstützung von einer Dolmetscherin oder einem Dolmetscher zu holen. Diese Person übersetzt dann eure Gespräche, während ihr euch unterhaltet. Wichtig ist, dass die Dolmetscherin oder der Dolmetscher eine Person ist, mit der du dich so wohl fühlst wie mit der Therapeutin, dem Therapeuten oder den Personen in der Anlaufstelle, die euch helfen. Sie halten sich genauso wie die anderen Profis an die Schweigepflicht du sind speziell für Gespräche über psychische Gesundheit ausgebildet, du kannst ihnen also vertrauen.